Gerade dabei einen Kaffe zu kochen, vernahm Sofia das vertraute Geräusch der Tür. Endlich. Zwar hatte man ihr Bescheid gegegeben, trotzdem hatte sie sich unheimliche Sorgen gemacht. Schon beinahe im Sturmschritt betrat sie die Küche und prüfend hob sie ihre Brauen, ließ den Blick über ihre nagelneuen Klamotten schwenken. "Phira!" Ein Hauch von Sorge und gleichzeitig ein wenig Enttäuschung war darin zu vernehmen. Darüber, dass sie sich nicht sofort gemeldet hatte am Morgen. "Ich hab mir Sorgen gemacht.", gestand sie und trat ein paar Schritte auf ihre Freundin zu. "Schon wieder..Wieso meldest Du Dich nie?! Ich wäre beinahe wahnsinnig geworden bei dem Gedanken, dass Dich dieser..Kerl mitgenommen hat." Sie konnte nicht beschreiben warum, aber wirklich sympatisch war ihr Alec nicht. Er hatte etwas, was Saphira nicht gut tun würde. Es wäre besser, wenn sie sich jemand normalen suchen würde, der nicht gerade halb Dubai besaß.

Nur kurz hielt dieser Ausdruck in ihrem Gesicht, dann brach ihre Fassade und ein Leuchten trat in ihre grünen Augen. "Ich hab jemanden kennen gelernt. Er sieht atemberaubend gut auus, wir hatten Sex uuund..", ihre Stimme erhöhte sich um zwei Oktaven und aufgeregt klatschte sie in die Hände. "Er will mich wiedersehen!! Er ist ein Gott..", anzüglich grinsend war deutlich, worauf sie anspielte. Schon lange hatte sie nicht mehr den Drang gehabt eine Beziehung führen zu wollen, doch seit gestern Abend hatte sich das schlagartig geändert. Das er der Bruder von Alec war, ahnte bisher keiner der Beiden auch nur im Geringsten. "Aber jetzt erzähl mir wo Du gesteckt hast, bitte sag mir nicht Du hast Dich um den Finger wickeln lassen von dem? Ich gönne Dir ja deine Erfahrungen, aber..ich hab das Gefühl, dass er ein bisschen komisch ist. Pass bitte auf Dich auf, egal was du über ihn denkst, ja?" Fürsorglich ergiff sie die Hand ihrer Freundin und drückte diese ein wenig, während sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen legte. Längst war der gekochte Kaffee Nebensache. Neugierig zog sie Saphira mit ins Wohnzimmer. "Erzähl mir alles, aber diesmal wirklich alles."

Natürlich folgte mir Sofia wie vermutet in die Küche, fragte mich aus und kam dabei auch auf Alec zu sprechen. Sie wusste, dass er gestern Abend da gewesen war und irgendjemand musste ihr bescheid gesagt haben, doch wer? Eines war sicher: Ich würde wirklich nie wieder Alkohol trinken. Nichts mehr von dem was passiert war zu wissen, trieb mich in den Wahnsinn. Seufzend rollte ich mit den Augen. Wieso musste sie immer alles so genau wissen? "Es tut mir leid. Ich habe lange geschlafen und ich dachte, wenn ich dich sowieso gleich sehe, muss ich mich nicht melden." Gut gerettet. Wenn ich ehrlich war hatte ich es vor lauter Knutscherei mit Alec vollkommen vergessen. Wie sie über Mister Shillcon sprach gefiel mir ganz und gar nicht. Sie mochte ihn nicht? Ich tat es.. irgendwie. Glücklichweise lenkte sie selbst das Thema in eine andere Richtung und erzählte von ihrer Nacht. "Du hast jemanden kennengelernt?" Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Ich freute mich für sie, auch wenn ich es momentan nicht ertragen konnte sie weinend in ihrem rosa Häschenpyjama auf der Couch sitzen zu sehen, was sie immer nach einer Trennung oder bei Krankheit tat. Ich wollte das Sofia glücklich war.

"Freut mich ..." Ein wenig Neid begleitete meine Worte. Ich war neidisch dass dieser atemberaubende Mann - wie sie ihn beschrieb - sie berührt hatte, während ich nicht wusste woran ich bei Alec bin. "Wir haben uns geküsst ..." Gab ich ihr Stolz preis, ging jedoch nicht weiter ins Detail. Ich errötete. Nicht weiter darüber nachdenken. Lenk davon ab! Wir sehen uns am Freitag wieder. Er ist wirklich wahnsinnig nett und charmant. Er hat mir geholfen als Steve oder Bob mich anfassen wollte! Er hat mich gerettet ..." Er war mein weißer Ritter in schimmernder Rüstung, den ich unter betrunkenem Zustand angerufen hatte. Wie hatte er mich eigentlich gefunden?! Ob er den Anruf zurückverfolgt hatte? Arroganter Stalker ...Dachte ich nur. Ich war wütend weil er mich bis Freitag quasi zappeln ließ. Vielleicht würde ich ihn doch noch dazu kriegen das Ganze irgendwie ... früher anzugehen. Nach meinem Handy gezückt, schrieb ich Alec eine SMS. Meine erste SMS an ihn, die hoffentlich nicht allzu peinlich ausfallen würde.

"Ich muss mich ein bisschen ausruhen. Mein Kopf hämmert wie verrückt." Gab ich Sofia zu verstehen, ehe ich sie umarmte. "Wir sehen uns später. Ich freue mich für dich." Ein kleines Lächeln an sie gerichtet, deutete ich noch auf den Kaffee den sie völlig außer Acht ließ, ehe ich mich in mein Bett legte und auf eine Antwort von Alec wartete.

Ihre Aussage war nicht zufriedenstellend und dennoch hakte sie nicht weiter nach. Offenbar wollte sie wieder einmal nicht sprechen. Manchmal kam sich Sofia völlig bescheuert vor. Sie wollte ihr lediglich eine gute Freundin sein, sorgte sich, während Saphira sich verhielt, als wollte sie bloß nerven und sich als Mutter aufspielen. Jedenfalls vermittelte sie ihr ein solches Gefühl mit ihrem Verhalten. Sie sollte leben, Spaß haben..ja. Aber Sofia teilte ihr doch auch mit wohin sie sich begab und wenn nicht, dann schrieb sie ihr zumindest eine SMS. Seufzend nickte sie und senkte den Blick einen Moment. Dieser schnelle augenblicklich wieder nach oben, als sie von dem Kuss erzählte. Schockiert klappte ihre Kinnlade sich nach unten und weit aufgerissen starrten ihre katzengrünen Augen sie an. "Ihr habt euch geküsst?!" Es musste ein ziemlich intensiver Kuss gewesen sein, denn wieder einmal erröteten ihre Wangen. Oh mein Gott, war das zu fassen! Während sie selbst sich über eine Club- Bekanntschaft freute, bahnte sich etwas zwischen dem wohl reichsten Junggesellen der Stadt und der grauen Maus aus der Bibliothek etwas an. Natürlich nutzte sie diesen Begriff nur liebevoll und keineswegs böswillig.


Es machte sie nicht neidisch, nur erstaunte sie die Tatsache, dass sich in ihrem Leben etwas zu bewegen schien. "Ich freue mich für Dich, wirklich." brachte sie schließlich über die Lippen und ließ die Umarmung zu, ehe sie im Begriff war schon wieder zu verschwinden. Erst Saphira machte sie wieder auf ihren Kaffee aufmerksam und lächelnd nickte sie.
"Du solltest lernen von selbst mit mir zu sprechen ohne ständig davonzulaufen Phira!", rief sie ihr hinterher und widmete sich schließlich dem Heißgetränk. Gut, dann würde sie Ian nun eben schreiben. Er hatte schließlich gesagt, dass er es kaum erwarten konnte von ihr zu hören.