Dampfender Strand
Ich hockte mich auf einen Mauervorsprung und sah hinaus auf den makellosen Puderzuckerstrand und das glasklare, funkelnde Meer, dass sich dahinter erstreckte und aussah, wie ein zu groß geratener Pool. Und überhaupt war das eine viel zu überperfekte Szenerie- dennoch, einen Touristen oder jemanden der hier nicht dauerhaft wohnte, würde sie täuschen können. Ich legte die Stirn in Falten. Mich nervte es hier gewaltig und irgendwann würde ich hier auch abhauen. Eigentlich egal wohin, bloß weg. Oder sollte ich nicht eigentlich dankbar hierfür sein? Während es in der dritten Welt Hungertode und Vergewaltigungen gab, saß ich hier am Strand unter Palmen und versank in Selbstmitleid. Sollte ich nicht eigentlich froh sein, hier Leben zu können? Aber hatte ich es mir denn ausgesucht? Ich trat mit den Füßen immer wieder in den feinen Sand und sah dabei zu, wie die Sandkörner zwischen meinen Zehen hindurch glitten. Die Sonne blendete mich und ich zog meinen Sonnenhut tiefer. Dann öffnete ich meine Tasche und nahm meine Zigaretten heraus. Es herrschte eine unangenehme Stille, die das Kreischen einer vorbeifliegenden Möwe in ein verzerrtes Grölen verwandelte. Ich fuhr kurz zusammen, ehe ich mir die Zigarette zwischen die Lippen klemmte, mein Feuerzeug aus der Tasche zog und die Flamme an das Ende meiner Zigarette hielt. Einatmen. Der Tabak war stark und ich unterdrückte ein Husten. Ausatmen. Helle Rauchschwaden stiegen durch die Luft und einen Moment lang sah es so aus, als beginne der Strand zu dampfen. Ich fragte mich was passieren würde, wenn der Strand schmelzen würde... Würde dann die Wirklichkeit unter der Puderzuckerschicht hervorkommen?