Die herrschende Stille um sie herum, sah er keineswegs als unangenehm an, zumal die Musik die ganze Zeit ihre Sinne berauschte. Auch ihm gab es einen befriedigenden Kick und ihre schon beinahe flehende Bitte es erneut zu tun, löste ein unbeschreibliches Gefühl in ihm aus. War sie bereit über die Schwelle am Abgrund zu treten? Wie gern würde er das in einer ganz anderen Situation aus ihrem Mund hören. Flehend nicht aufzuhören, weiterzumachen, während er die völlige Kontrolle hatte. "Wie Sie wünschen, Miss Evermore.", wisperte er in scharfem Ton und tippte das Gaspedal erneut an, woraufhin der Wagen sich in einer imensen Geschwindigkeit beschleunigte. Genau das war es, was sie brauchte.
Einen Kick.
Auch in seinen Augen lag wieder dieses dunkle Funkeln, welches kaum einmal zu verschwinden schien.
Auf das Thema ihres Aussehens würden sie sicher noch des öfteren kommen, denn ihre Antwort war in seinen Augen keineswegs zufrieden stellend. Wer hatte ihr nur das Gefühl gegeben, dass es zu viel Konkurrenz gab?
Diese Frau schien sich im Spiegel noch nie lange betrachtete zu haben, nicht lange genug. Er sah etwas völlig anderes in ihr, als sie es selbst tat. Allein ihre Haltung in den weichen Ledersitzen zeigte ihm einmal mehr, dass sie es nicht anders kannte.

Immer wieder bremste Alec ab, um in einer unerwarteten Sekunde dann noch einmal dieses wahnsinnige Ziehen spüren zu können. Es ähnelte doch sehr dem Gefühl, wenn er in seinem Segelflieger saß. Schwerelos, frei und weit weg von all den Problemen, die ihn beherrschten.-
Nachdem sie kurz den Weg beschrieben hatte, bogen sie in eine der besseren Gegenden ein und hielten schließlich vor einem Gebäude, in dem sich mehrere Apartments befanden. Beinahe wirkte es wie ein Hoteleingang, sehr edel.
Ein wenig beruhigt, dass sie in einer solchen Umgebung lebte und somit auch in Sicherheit war, warf er einen Blick über das Lenkrad durch die Windschutzscheibe, doch ehe er überhaupt etwas sagen konnte, war die Brünette bereits ausgestiegen.
Das Fenster herunterlassend, hob er die Augenbrauen ein wenig. "Das wünsche ich Ihnen auch, Saphira. Danke für die angenehme Gesellschaft." Nein, er steckte ihr keine Nummer zu. Er würde sie auch so finden, das war eines seiner einfachsten Übungen. Was sie darüber dachte, konnte er sich schon denken. Jedoch gab sie ihm auch keine Möglichkeit überhaupt noch viel zu sagen, denn sie flüchtete schon beinahe. Vielleicht war es besser so..
Und doch wusste er ganz tief in sich..sie würden sich wiedersehen. Irgendwann, irgendwie.

"Passen Sie auf sich auf, verstanden?", wies er sie an, ehe sich der Audi in Bewegung setzte und davon fuhr.

Der Geschmack auf meinen Lippen berichtete mir, dass das was gerade passiert war, keinem Traum entsprach. Es war wirklich passiert. Alec hatte mich geküsst - leidenschaftlich, voller Verlangen und ich hatte mich diesem Moment hingegeben, mit ihm meinen ersten Kuss geteilt. Ob er bemerkt hatte, dass ich so etwas bisher nie so intensiv getan hatte? Er musste doch wissen, wie unbeholfen ich war - wie unerfahren. Er hat dich geküsst. Er steht auf dich! Und er will dich wiedersehen, ja, das war mir durchaus bewusst, doch wollte ich ihn wiedersehen? Er brachte mein keusches Leben vollkommen durcheinaner, brachte mich dazu Dinge zu denken und so zu handeln, wie ich es nicht von mir gewohnt war. Konnte ich mich auf sowas einlassen? Wollte ich mich auf sowas einlassen?

Der Moment im Fahrstuhl hatte mir eine Gänsehaut verschafft. "Freitag ..." Hatte ich nahe seinen Lippen gehaucht, als er sich von mir verabschiedet hatte. Ich hatte vergessen mich zu bedanken. Wie hatte ich das vergessen können? Alec hatte mich vollkommen aus der Fassung gebracht. Und was meinte er mit 'Papierkram' ? Was zum Teufel musste ich unterschreiben?! Gedanken über Gedanken veranlassten mich zur Nervosiät im hintern Teil des Wagens, mit dem Taylor mich nachhause fuhr. Es dauerte nicht lange und wir waren am Ziel angekommen. Höflich stieg er aus und ich wartete bis er die Türe geöffnet hatte. Ich wollte nicht das er das tat, doch ich wollte auch nicht das Taylor seinem Job nicht nachkam. "Danke Taylor." Ihm ein Lächeln geschenkt erhob ich mich aus dem Wagen. Er erwiderte das Lächeln, jedoch eher so dezent, dass er seine Maske weiterhin zu wahren schien. Er war eine Marionette und schien Wachs in Alec's Händen zu sein. Ebenso wie ich. "Angenehmen Tag, Miss Evermore." - "Sie sollen mich doch Saphira nennen." - "Saphira ... in Ordnung." Das Lächeln wurde nun doch eine Spur freundlicher und ich hätte schwören können, dass er mir zugezwinkert hatte. Den Blick abgewandt, betrat ich das Innere meiner Wohnung. Schon von draußen vernahm ich ein Geräusch im Inneren der Wohnung. Sofia war da. Nicht gut - das würde vermutlich in einer Fragerunde enden. Einem Verhör in ihrem Fall. Seufzend strichen meine Finger über meine noch immer leicht angeschwollenen Lippen die von dem Kuss zu brennen schienen. Er hat mich geküsst ... - ich wurde rot.

Das Innere betreten, schloss ich leise die Türe. Ich wollte einer Unterhaltung irgendwie aus dem Weg gehen, doch es war unmöglich. "Hey ..." sagte ich knapp, sofort die Küche ansteuernd.

Noch nie war die Woche so mühsam vergangen wie dieses Mal. Nachts wachte ich auf, von Träumen geplagt weil ich mich nach einer Antwort sehnte - Tagsüber war ich mit dem Kopf woanders, in Gedanken versunken weil die Neugierde mich beinahe auffrass. Was meint er mit Vertag? Wieso kann er mich nicht ohne den 'Papierkram' berühren? Was meinte er mit Premiere? - Ich fand keine Antwort und Alec wusste, dass er mich mit Schweigen bestrafen konnte, auch wenn ich nicht wusste für was er mich bestrafen wollen würde. Das heiße Wasser kochte bereits, als ich nervös durch die Küche lief und dabei nicht bemerkte, wie ich an meiner Unterlippe kaute. Es war soweit. Es war Freitag und heute würde Alec mir endlich Antworten liefern. Wenn du Freitag noch immer willst und es dir gut überlegt hast, werde ich dich berühren. Ich hatte die Worte seinerseits nicht vergessen, wusste was sie zu bedeuten hatten. Seit heute Morgen war ich damit beschäftigt mir das perfekte Outfit auszusuchen, die passende Unterwäsche heraus zu legen und mich an sämtlichen Stellen meines Körpers zu rasieren. Ich wusste nicht was heute passieren würde. Ob Alec mit mir schlafen würde? Ob er mich abermals küssen würde? Sanft wanderten meine Finger über meine Lippen. Sie wirkten noch immer leicht geschwollen von dem innigen Kuss im Fahrstuhl, auch wenn ich mir das nur einbildete, ebenso wie das Kribbeln an meinem Nacken, an der Stelle an der er mich berührt hatte.

Aus den Gedanken gerissen wurde ich von dem Wasserkocher, der ein pfeifendes Geräusch von sich gab und mich darauf hinweisen wollte, dass das Wasser fertig war. Es in eine Tasse gegossen, setzte ich mich ins Wohnzimmer und versuchte die letzten Minuten bis zum 'Date' etwas runterzukommen. Ich war bereits umgezogen. Ich trug ein wunderschönes, dunkles Kleid das Taylor mir im Auftrag von Alec gekauft und diese Woche vorbei gebracht hatte, dazu die passenden Schuhe von Sofia, Ohrringe und dezent etwas Schminke. Gut, die Schminke hatte Sofia übernommen, da ich noch ziemlich unerfahren darin war. Nicht nur darin ... murmelte mein Unterbewusstsein und wies mich auf meine Jungfräulichkeit hin. Wie würde er darauf nur reagieren? Vielleicht machte ich mir aber auch nur zu viele Gedanken. Aber nach diesen verlangenden Kuss im Fahrstuhl .. Du hast es sicher nur falsch gedeutet.
Ja. Daran musste es liegen.

Es klingelte. Das bedeutete, er war hier. Aufgeregt sprang ich von der Couch, stellte schnell die Tasse in die Spüle und eilte dann zur Sprechanlage an der Türe. "Ich komme ..." - Ja, vielleicht sogar schon in wenigen Stunden - über diesen zweideutigen Satz musste ich grinsen, ehe ich vor Scham errötete weil mir bewusst wurde, woran ich dachte. Tief durchgeatmet lief ich nach unten, öffnete die Türe und trat Alec gegenüber. Ob er mich hübsch finden würde? "Mister Shillcon ..." Flüsterte ich leise, wobei ich kurz den Kopf anhob um in seine silbernen Augen sehen zu können, ehe ich mir wieder nervös auf die Unterlippe biss. "Wie Sie sehen habe ich darüber nachgedacht. Erklären Sie es mir."