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"Ihr habt getanzt? Scheiße, dir muss man ja alles aus der Nase ziehen. Wieso schreibst Du mir keine SMS..oh man, ich glaub das einfach nicht." Gut lügen konnte sie noch nie, doch würde sie fürs Erste nicht weiter nachfragen. Sicherlich steckte dahinter noch viel mehr. Sie würde es schon noch herausfinden, da kannte ihre Freundin sie wohl noch nicht genug.
Kein Mensch weinte, weil er geschockt wegen der neuen Kleidung und dem neuen Stil war. Wow. Sie war echt noch schlechter im Lügen, als sie es in Erinnerung hatte. Diese Tatsache ließ die gebräunte Halbamerikanerin breit grinsen und den Kopf schütteln. "Ich werde dazu nun nichts mehr sagen, aber das Thema ist noch nicht vom Tisch. Wir gehen jetzt Spaß haben bis Du so betrunken bist, dass Du es mir freiwillig erzählst." Diese unterschwellige Drohung ließ sie kichern und gut gelaunt griff sie nach der Hand ihrer besten Freundin, um in das bestellte Taxi vor der Tür zu steigen.
Bereits von weitem dröhnten die Bässe ihnen entgegen und euphorisch sprang Sofia aus dem Taxi, als habe sie Turnschuhe an. Selbst zuhause trug sie manchmal den ganzen Tag High Heels, was ihr natürlich den Vorteil einbrachte sich darauf bewegen zu können, wie eine junge Göttin. Nicht mal der steinige Untergrund brachte sie auch nur ein wenig ins Wanken. Das Saphira einmal wieder bewundernswerte Blicke zugeworfen wurden, übersah sie sicherlich großzügig. Also wieder mal Zeit sie darauf aufmerksam zu machen. "Hast Du gesehen, wie der blonde Typ Dich angeschmachtet hat? Der sprichst Dich heute sicher noch an, wenn er Dich widerfindet." Bereits im Tanzschritt zog Sofia ihre Mitbewohnerin hinter sich, direkt auf die Bar zu. Freundlicherweise ließ man sie gleich durch und entschlossen bestellte sie zwei Cocktails. "Ich hoffe du magst Magarita." Wieso fragte sie eigentlich? Vermutlich hatte sie ihn noch nicht einmal probiert.
Zwei gut gebaute Männer musterten die Freundinnen und gekonnt schlug Sofia ihre Wimpern nieder, um augenblicklich wieder in seine Augen zu sehen. Es funktionierte. Sie liebte es eine Frau zu sein und wusste mit ihren Reizen zu spielen.
"Hey, ich bin Steve und das ist Rob. Wir würden euch gern einladen, also die Drinks gehen auf uns. Allerdings bestehen wir dafür auf einen Tanz mit den Ladies später. Wir behalten euch im Auge.", zwinkernd schob er zehn Dollar über die Decke und verschwand erst einmal wieder, streifte dabei wie zufällig an Saphira vorbei. "Uhh, der Abend kann nicht besser beginnen. Nicht, dass wir es nötig hätten, aber vielleicht kapierst Du jetzt endlich wie heiß Du aussiehst!" Bemüht nicht zu schreien und dennoch in einer angemessenen Lautstärke zu ihr zu sprechen, lehnte sich die hübsche Journalistin immer wieder etwas hinüber. Bereit den Abend beginnen zu lassen, hob sie ihr Glas an und stieß mit ihrem zusammen. "Cheeeers!" Genießerisch nahm sie einen Schluck und bewegte ihre Hüften dabei gekonnt, dabei ein dauerhaftes Strahlen auf dem Gesicht. Das sie oftmals einfach so in Clubs ging und dort Leute kennen lernte ohne sich vorher mit Freunden zu verabreden war wohl in Saphiras Augen verrückt. Doch Sofia liebte neues und die Herausforderung und im Grunde hatte sie jedes Mal großen Erfolg und eine gelungene Nacht.


Die Musik die den Beiden Frauen entgegen kam, veranlasste sogar jemanden wie Saphira zum tanzen. Sie wollte an diesem Abend nichts weiter, als Alec vergessen. Sie wollte nicht an ihn denken, nicht daran denken was zwischen ihnen vorgefallen war und nicht jedes Mal seine sinnlichen Lippen oder seine grauen Augen vor sich sehen, wenn sie die Augen schloss. Zugegeben, in diesem Outfit nicht an den Geschäftsmann zu denken war schier unmöglich, doch es musste irgendwie machbar sein. Sofia - die glücklicherweise nicht weiter nachhakte -würde sie schon ablenken. Wenn es jemand schaffte sie heute aufzulockern, dann ihre beste Freundin. Die Brünette an die Bar begleitet, bewegte auch Phira ihre Hüften zum Takt der Musik und war überrascht das es keine zehn Minuten dauerte, bis die Mädels angesprochen wurden. Mit zehn Dollar genehmigten sich die Beiden einige Drinks und so sehr Steve .. oder Rob, auch mit Attraktivität glänzten, übertrafen sie einen Mann nicht im geringsten. Verdammt, Saphira. Du sollst aufhören an ihn zu denken. Du hast es dir zumindest für heute Abend geschworen - Ein Seufzen schien ihre gedanklichen Worte zu untermalen und anstatt weiter einen Gedanken an Alec ... Mister Shillcon zu verschwenden, floss weiter der Alkohol ihre Kehle hinab, bis sie sich mit Sofia auf der Tanzfläche wieder fand.
Ausgelassen öffnete Saphira ihre Hochsteckfrisur und bewegte die Hüften zur lauten Musik. Das sie bereits angetanzt wurde, bemerkte sie nur beiläufig. Steve .. oder Rob, legte die Hände an die Hüfte des Mädchens, doch so betrunken Saphira in diesem Moment auch war, so willigte sie einer Berührung dieser Art keinesfalls ein. "Sofia? Ich brauche driiiiiingend frische Luft." Lallend setzte Saphira zum Gehen an, stolperte jedoch über die viel zu hohen Schuhe, die sie schließlich auszog und in irgendeiner Ecke des Raumes abstellte. Ihre Handtasche geschnappt, verließ Saph die Halle und lehnte sich gegen die kühle Fassade des Envy Clubs. Vergeblich kramte die Schöne in ihrer Handtasche nach ihrem Handy um zu sehen, wie spät es war, doch entdeckte sie lediglich die Visitenkarte von Alec. Alles in ihr drängte danach ihn anzurufen, zu fragen was er sich bei dieser ganzen Sache gedacht hatte und nach dem sie die Uhrzeit: 3 Uhr morgens - auf ihrem Handy abließ, hatte sie seine Nummer auch schon eingespeichert und gewählt. Es klingelte ... und klingelte und Saphira war versucht das Handy einfach wieder in ihrer Tasche verschwinden zu lassen, als Alec abnahm. "Shillcon?"
Ihr Herz pochte wie verrückt als sie seine verführerische Stimme vernahm und wie automatisch bildete sich eine Röte auf ihren Wangen. Gott sei dank konnte er sie nicht sehen. "Hier ist Saphira. Wieso kaufen sie mir teure Kleidung und ... führen mich aus, nur um mich im nächsten Moment in Ihren Wagen zu setzen und bitten, dass ich mich von Ihnen fernhalten soll? Hm?" Die laute Musik des Clubs veranlasste Saphira dazu ein wenig lauter zu sprechen, doch noch bevor Alec überhaupt zu einer Antwort kam, stand Steve - oder war es Rob? An Phiras Seite. "Hey ... Sofia meinte ich soll nach dir sehen. Ist Alles in Ordnung?" Der Junge man der Schönen näher, legte eine Hand an ihre Taille und zwinkerte ihr vergnügt zu. Ganz im Gegensatz zu Saphira vertrug er einiges an Alkohol. "Komm mit ..." Flüsterte der Junge nahe ihrem Ohr, während er sie in Richtung Seitengasse des Clubs drängte. Nickend an ihre Begleitung, widmete sie sich wieder dem Handy. "Ich hätte nicht anrufen sollen. Vielleicht haben Sie recht mit dem was sie gesagt haben ..." Und kaum diese Worte ausgesprochen, legte sie auf.
"Wir sollten wieder rein gehen ..." Flüsterte die betrunkene Brünette, doch ihre Begleitung schien das nicht wirklich zu interessieren ..


Der Alkohol löste in Saphira genau das aus, was er sollte. Triumphierend tänzelte Sofia um sie herum, spornte sie dazu an mit ihr gemeinsam ein wenig zu tanzen, hob die Arme in die Luft und ließ ihre wilde Mähne umherfliegen. Angestrahlt von den unzähligen Lasern, wirkte sie wie die Göttin dieses Clubs. Ebenso fiel auch ihre Mitbewohnerin wohl einigen ins Auge, die bekanntlich nicht wirklich viel vertrug und doch noch ziemlich gut drauf war dafür. Ungehemmt bewegte sie sich ebenfalls und ließ es sogar zu sich von Rob antanzen zu lassen, der wohl ihrem Typen entsprach. Oder? Im Grunde hatte sie überhaupt keine Ahnung wer ihrem Typen entsprach. Sie machte ja nie den Mund auf, wenn es interessant wurde. Doch das sollte nun nicht ihre Sorge sein. Überhaupt war dies eine dieser Nächte, in denen sie keine Sorgen und Probleme gebrauchen konnten. Diese wurden professionell überspielt und weggetanzt oder eben gespült mit Magaritas. Bereits zwei Stunden tanzten sie nun ausgelassen ohne, dass sich Saphira auch nur einmal über Schmerzen im Fuß beklagt hatte. Überrascht darüber, wollte sie ihr gerade ein Kompliment aussprechen, als Steve sie seitlich antanzte und seine Hände über ihre Hüften gleiten ließ. Abgelenkt von dieser Geste lehnte sie ihren Kopf ein wenig zur Seite, um ihn betrachten zu können. Hm. Nicht ganz ihr Fall, aber für einen Tanz war sie dennoch jederzeit gut.
Leider war es nicht immer Phiras Stärke sich mit ihrer Stimme durchzusetzen, sodass ihre Aufklärung wohin sie ging völlig unterging. Wild tanzend hob Sofia ihre Arme wieder und drängte ihre Hüften gegen die des Fremden, der sich das nur zu gern gefallen ließ. Erst als Rob die Stirn runzelte und sie zur Seite zog, wurde die Journalistin aufmerksam. "Wo ist deine kleine Freundin abgeblieben?" Besorgt sah sie sich um und Sorge trat auf ihren Ausdruck. Scheiße. Wieso hatte sie denn nichts gesagt? Noch ehe sie loseilen konnte, schlug Rob' vor sie suchen zu gehen und dankbar nickte sie in der Hoffnung, er würde sie finden. Angetrieben von dem gute Laune Song musste sie einfach weitertanzen. Falls er sie nicht fand, konnte sie immer noch suchen.


Noch immer saß ich über dem Papierkram, der mir jeglichen Nerv rauben wollte. Abgenervt rieb ich mir über die Stirn und warf einen Blick aus dem Fenster. Blinkende Lichter der Stadt lenkten mich vom Wesentlichen ab und trugen nicht grade dazu bei, dass ich mich auf die Blätter vor mir konzentrieren konnte. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, gab es da noch eine andere Sache, die mir nicht aus dem Kopf gehen wollte. Noch immer steckte ich in dem Anzug vom Abend, lediglich die Krawatte ein wenig gelockert. Die Gala war ein voller Erfolg, während ich es mit Saphira wohl nun endgültig versaut hatte. Was war ich nur für ein abgefucktes Arschloch. Uncharmanter hätte man eine Frau wohl kaum zurückstoßen können. Sie wollte lediglich einen harmlosen Kuss! Aber sollte ich dem Drang genau das zu tun nachgeben und sie am Ende doch verletzt zurücklassen? Das wäre vermutlich weitaus schmerzhafter gewesen. Somit wohl doch eine gute Entscheidung.
Seufzend erhob ich mich vom Schreibtisch, um ein wenig frische Luft hineinzulassen. Die kühle Brise tat mir gut und der Sauerstoff strömte in meine Lungen. Tief durchatmend verschränkte ich die Hände hinter dem Kopf, als das Surren meines Blackberrys auf dem Schreibtisch mich zusammenzucken ließ. Verdammt, wer war das um diese Uhrzeit?
Energisch und mit nur wenigen Schritten gelangte ich zu dem massiven Stück Holz und griff im gleichen Zug zu dem Gerät. Kaum hatte ich den grünen Knopf gedrückt, ertönte eine lallende Stimme am Ende. Verwirrt zogen meine Brauen sich zusammen und angestrengt versuchte ich den Lärm im Hintergrund zu verdrängen. "Saphira, bist Du das?" Da sie unbeherzt fortfuhr bestätigte sich meine Frage automatisch und seufzend schloss ich die Augen. Sie war betrunken. Sogar ziemlich, zumal sie vorher auf der Gala schon drei Gläser Champagner verzehrt hatte und nichts gegessen, wie ich vermutete.
Das ich auf die Höflichkeitsform verzichtete fiel mir im ersten Moment gar nicht auf. Das würde sie allerdings auch nicht registrieren in ihrem Zustand. "Das werde ich jetzt nicht mit Dir am Handy besprechen. Wo steckst Du, hast Du getrunken?" Gekonnt ignorierte sie jegliche Fragen von mir, was die Wut in mir aufsteigen ließ. Der Drang kontrollieren zu wollen wurde stärker. "SAPHIRA! Sag mir jetzt wo..-", plötzlich wurde die Verbindung getrennt. Die Tatsache, dass im Hintergrund eine Männerstimme zu hören war, steigerte meine Wut ins Unermessliche. Doch allem voran war es die Sorge, die mich dazu trieb ihr Handy zu orten. "Also gut, dann eben so. Deine Nummer habe ich ja jetzt..", murmelte ich entschlossen und mit ein paar gekonnten Klicks im Netz und einem speziellen Programm war ihr Standort schnell herausgefunden.
Glücklicherweise hatte ich es nicht weit, dennoch raste ich mit meinem schwarzen Audi durch die Nacht. So korrekt ich in den meisten Dingen auch war, missachtete ich dabei sogar ein paar Verkehrsregeln. In meinem Kopf drehte sich alles und ich wusste, dass ich in meinem Zustand selbst kein Auto mehr fahren sollte. Dennoch merkte man mir nicht viel des Alkohols an. Unachtsam parkte ich den Wagen am Straßenrand und stapfte elegant wie ein Tiger in Richtung des Clubs, wo ich von weitem bereits die braunen Haare Saphira's erkannte. Erleichterung durchfuhr mich, als ich bemerkte, dass sie wohl lediglich Luft schnappen wollte und mich vermutlich provozieren mit dem Anruf. Doch als meine Augen den aufdringlichen Kerl erfassten, beschleunigte sich mein Schritt. Immer wieder versuchte er sich ihr zu nähern, während sie wohl dagegen ankämpfte und keine Nähe zulassen wollte. Mit eisiger Stimme packte ich ihm von hinten auf die Schulter. "Entschuldigen Sie bitte, aber ich glaube die Dame möchte jetzt lieber ihre Ruhe." Skeptisch musterte er mich und langsam schien ihm einzuleuchten, dass ich sie kennen musste. Irgendetwas unverständliches brummelte der Ken- Verschnitt, was ich allerdings entnervt ignorierte. "Du siehst blass aus, ist alles in Ordnung?", hakte ich stattdessen nach und hockte mich zu ihr hinunter, denn mit dem Gleichgewicht schien sie es wohl nicht mehr zu haben und als sei es das normalste der Welt nun hergekommen zu sein.


Was genau ich mir von diesem Abend erwartet hatte, war mir selbst nicht bewusst, doch keinesfalls hatte ich mir erhofft, dass er so endete. Ich wurde von den Blicken des Mannes vor mir förmlich ausgezogen, während seine Lippen meinen immer näher zu kommen schienen. Gedanklich hielt ich Alec fest, der alles andere als erfreut darüber geklungen hatte, was ich ihn am Telefon hatte wissen lassen. Ich wollte doch nur eine Antwort, die er mir jedoch nicht geben wollte. Nun ist es sowieso zu spät. Du hast aufgelegt - Meine Innere Göttin rügte mich für diese Tat. Wieso hatte ich auch aufgelegt? Hilflos versuchte ich mich gegen die Griffe von Steve oder Bob zu wehren, doch es misslang mir. Die Augen fest aufeinander gepresst, wünschte ich mir einfach nur an einem sicheren Ort oder zumindest in meinem Bett zuhause zu sein. Eines war mir klar: Ich würde nie wieder Alkohol trinken. Alles drehte sich und die verschiedenen Getränke die ich zu mir genommen hatte, bahnten sich nun einen Weg durch meinen Magen und meine Speiseröhre hinauf. Oh nein! Musste ich mich etwa übergeben?
Eine Stimme riss mich aus den Gedanken und lenkte mich von meinem Vorhaben ab. Seine Stimme riss mich aus dieser schwankenden Welt, in der ich zusammen zu brechen drohte. Bildete ich mir das ein? War es der Alkohol der dieses Wunschdenken meinerseits verstärkte? Die Augen geöffnet blickte ich direkt in die von Alec. Besorgnis hatte sich auf sein Gesicht geschlichen, während auf meinem die pure Scham durch die geröteten Wangen, stand. Ich war betrunken, hatte ihn angerufen und ihn dazu gebracht um drei Uhr morgens in seinen Wagen zu steigen und zu mir zu fahren - mich noch dazu kotzend anzutreffen. Kotzend? Kaum stellte er mir die Frage ob Alles in Ordnung sei, musste ich mich auch schon übergeben. Oh nein, wie peinlich!, Ich wünschte mir im Erdboden zu versinken und in diesem Moment wäre es wohl wirklich besser gewesen, wenn Alec sich von mir ferngehalten hätte. "Mister Shillcon .. Es tut mir leid ..." Nervös biss ich mir auf die Unterlippe, während mein Blick nicht seinen wundervollen, silbernen Augen oder seinen verführerischen Lippen, sondern dem Boden galt. In all den Worten meinerseits - schien eine Entschuldigung zu stecken. Für mein Benehmen, für den Alkoholkonsum - obwohl ich ihm keine Rechenschaft schuldig war - und für die Kotzerei, mit der ich ein Wiedersehen nicht auf die beste Art und Weise einleitete und während meiner Reue, sprach ich selbst im betrunkenen Zustand in aller Höflichkeit mit ihm. Wiedersehen. Er hatte gesagt ich sollte mich von ihm fernhalten!
An der Wand gestützt, ging ich in die Hocke, während Steve .. oder Bob, bereits wieder im Inneren verschwunden war. Ich könnte Alec nun fragen weshalb er hier war, doch so betrunken ich auch war, ich schämte mich zu sehr um ihm in die Augen zu sehen - ich konnte nicht das Wort an ihn richten. Ich wollte aufstehen, drohte jedoch den Halt zu verlieren und ehe ich mich versah, passierte auch genau das. Ich stolperte, verlor den Halt und fiel geradewegs in Alecs Arme. Dieses Mal lag nicht der Wunsch nach einem Kuss in meinen Augen, denn diese hatte ich geschlossen. Der Alkohol zeigte seine Wirkung und schien mich in einen tiefen Schlaf zu wiegen, aus dem ich, für die nächsten Stunden, nicht mehr aufwachen würde.


Mein Selbstbewusstsein puschte sich noch ein wenig, als der lästige Begleiter von Saphira sich zurückzog und nur hin und wieder noch einen verstohlenden Blick in unsere Richtung warf. Vermutlich ärgerte er sich nun die Initative nicht eher ergriffen zu haben, worüber ich widerum ziemlich froh war. Wieso interessierte es mich nur, was in dieser Frau vorging und das ihr niemand etwas antat? Es gab abertausende Frauen in der Stadt, was hatte diese Eine hier nur an sich? So oft ich mich das auch fragte, ich würde wohl darauf keine Antwort finden. Und heute Nacht schon mal gar nicht, denn in ihrem Zustand war nicht mehr viel mit ihr anzufangen. Sorgsam half ich ihr ein wenig vom Eingang wegzugehen, damit nicht jeder die Entleerung ihres Magens mitbekam. Anstatt angeekelt wegzusehen, bemühte ich mich ihre gelösten Strähnen aus dem Gesicht zu halten und diese wieder in die Frisur mit einzufädeln. In dem Augenblick, in dem eine verzweifelte Entschuldigung ihre Lippen verließ, war die Wut von eben bereits längst wieder verdrängt. Mitleidig atmete ich die ungewöhnlich frische Luft ein und war heilfroh, dass es nicht einer dieser viel zu heißen Nächte war. Diese hätte Saphira wohl gleich umgehauen, denn Alkohol und zu viel Wärme wirkte sich nicht sehr günstig auf den Kreislauf aus.
"Hast Du denn nichts gegessen vorher?", hakte ich fürsorglich nach, während ihr Magen noch immer rebellierte. Ihre Gestik mit der Unterlippe lenkte mich nun das erste Mal nicht vom Geschehen ab, da ihr Gesicht sich mehr dem Boden zugewandt hatte. Ihr ein Taschentuch reichend seufzte ich leise und wirkte dabei wie ein Vater, der seine Tochter bereits etliche Male vor zu viel Alkohol gewarnt hatte. "Alkohol macht eben nur Spaß, wenn man die Grenzen kennt.." Wie amüsant, dass genau dieser Satz auch noch auf viele andere Dinge zutraf, die er nun um Himmels willen nicht aussprechen würde. Selbst in der Dunkelheit wirkte die hübsche Brünette völlig blass und gerade als ich dachte, dass sie sich wieder aufraffen konnte, sackte ihr Körper schon beinahe leblos in sich zusammen. Nur der Halt meiner starken Arme federte sie ab. Ich entschloss mich dazu sie in eines der nahe gelegenen Hotels zu bringen, doch der Blick meines Bruders hielt mich auf, der mir vom Eingang aus zuwinkte. Erstaunt mustete er Saphira, die ich auf dem Arm trug wie ein eben aufgerissenes One Night Stand. "Sei still Ian. Ich möchte jetzt kein Wort hören, aber Du kannst mir einen gefallen tun. Sag ihrer Freundin Sofia bescheid, dass ich sie wegbringe und auf sie aufpassen werde und sie sich keine Sorgen machen soll. Sie jetzt noch mal in den Club zu tragen wäre keine gute Idee.", wies ich an und nachdem ich eine kurze Beschreibung von Sofia abgegeben hatte, nickte Ian. "Geht klar. Dann pass mal schön auf den Diamanten auf." Belustigt grinsend verschwand er im Getummel und ich unterdrückte ein Seufzen. Woher ich Sofia kannte? Tja..manchmal war es eben doch ganz praktisch seine Kontakte zu haben.
Vorsichtig platzierte ich die bewusstlose oder wohl einfach schläfrige Angestellte auf meinem Ledersitz, dabei tatsächlich etwas in Sorge, dass sie sich noch einmal übergeben musste. "Es wird alles gut..", säuselte ich leise, als wolle meine bittersüße Stimme ihr ein Nachtlied singen. Nur zaghaft drückte ich das Gaspedal, darauf bedacht keine ruckartigen Bewegungen zu machen mit dem Fahrzeug. Leise und kontrolliert fuhr ich erneut durch die Nacht. Diesmal allerdings mit einem schönen Souvenir im Gepäck, welches ich nun erst einmal im Hotel parken würde.

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